Aspendos
Stadtgeschichte und Topographie
Aspendos liegt in der Küstenebene Pamphyliens am Fuße des Taurus-Gebirges am Fluss Eurymedon (heute Köprüsü), der in der antike bis hinauf zur Stadt schiffbar gewesen sein dürfte, obwohl sie ungefähr 12 km vom Meer entfernt liegt.
Aspendos soll nach der Zerstörung Troias, also im 12. Jahrhundert v. Chr. durch Kolonisten aus Argos unter der Führung des Sehers Mopsos gegründet worden sein. Die Siedler vermischten sich allerdings rasch mit einheimischen Pamphyliern, evtl. gab es an der Stelle des späteren Aspendos auch bereits eine Pamphylische Siedlung.
546 v. Chr. kam Aspendos unter persische Herrschaft. 469 v. Chr. besiegte der Athener Kimon das persische Heer an der Mündung des Eurymedon unweit der Stadt. Aspendos trat daraufhin dem attisch-delischen Seebund bei.
Auch Alexander der Große stand 333 v. Chr. vor den Toren von Aspendos - bereit, es einzunehmen. Doch die Bewohner boten ihm 50 Talente Silber, um einer Zerstörung der Stadt zu verhindern. Als Alexander weitergezogen war, weigerten sich die Bewohner jedoch, die Summe zu bezahlen. Dies führte dazu, dass Alexander nun die doppelte Menge an Silber forderte und ein makedonische Truppen dauerhaft in der Stadt stationierte.
Nach dem Tod Alexanders des Großen gehörte Aspendos zum Herrschaftsgebiet des Antigonos, später wechselte mehrfacht die Herrschaft zwischen Ptolemäern und Seleukiden.
Im 2. Jahrhundert v. Chr. fiel Aspendos durch den Friedensvertrag von Apameia (188 v. Chr.) an das Königreich ⇒ Pergamon, nach dessen Ende Aspendos zunächst mit dem gesamten pergamenischen Reich per Erbschaft der römischen Provinz Asia eingegliedert wurde (133 v. Chr.). Im Jahr 102 v. Chr. wurde Aspendos dann der römischen Provinz Kilikien zugeschlagen, später dann Pamphylien.
Der berüchtigte Verres, den Cicero in seinen Reden als äußerst skrupellosen Kunsträuber und Plünderer schildert, war als Quästor von Kilikien im Jahr 79 v. Chr. auch in Aspendos tätig und plünderte Statuen und andere Kunstschätze der Stadt vollständig.
Die römische Kaiserzeit brachte der Stadt eine große Blüte, die sich in Bauwerken wie dem Theater oder der ausgeklügelten Wasserleitung ausdrückte. Die Lage am Fluss unweit des Mittelmeeres machte Aspendos zu einem bedeutenden Handelsplatz insbesondere für Salz, das aus einem nahegelegenen Salzsee gewonnen wurde.
Im 5. Jahrhundert begegnet die Stadt Aspendos zunehmen unter dem Namen Primoupolis. Die Liste der Teilnehmer des ⇒ Konzils von Ephesus (431 n. Chr.) nennt einen Bischof Tribonianus von Aspendos-Primoupolis. Zu dieser Zeit muss Aspendos also Bischofssitz gewesen sein.
Mit den Araberüberfällen beginnt im 7. Jahrhundert der Niedergang der Stadt.
Bislang gibt es nur spärliche Ausgrabungen, die sich auf den Bereich des Tempels und einen Teil der Hauptstraße erstrecken.
Das Theater
Unbestritten die bekannteste und größte Sehenswürdigkeit von Aspendos ist das Theater, das als das besterhaltene der gesamten antiken Welt gilt. Es schmiegt sich an den Hang östlich der Oberstadt, kommt jedoch nicht ohne gewaltige Substruktionen aus, die die Zuschauerränge tragen.
Grundriss uns Ausstattung zeigen ein typtisches römisches Theater: exakt halbkreisförmig und als geschlossener Baukörper, in dem Bühnenhaus und Abschluss der Cavea eine Einheit bilden.
Durch den vollständigen Erhaltungszustand ist auch heute noch die beeindruckende Akustik dieses Gebäudes zu erkennen, die es möglich macht, auch leise Geräusche bis in die obersten Sitzreihen wahrzunehmen.
Inschriftlich werden die Brüder Curtius Crispanus und Curtius Auspicatus als Stifter des Theaters von Aspendos im 2. Jahrhundert n. Chr. genannt. Erbaut wurde es durch den Architekten Zeno, was durch eine Dankesinschrift bezeugt ist.
Die Cavea bot Platz für etwa 20.000 Menschen. Ein Umgang (Diazoma) teilt die Cavea in zwei Ränge mit 20 Sitzreichen im unteren und 19 Sitzreihen im oberen Rang. Zu beiden Seiten des Bühnenhauses finden sich Ehrenlogen, einige Plätze im Zuschauerbereich sind durch eingravierte Namen für bestimmte Personen reserviert.
Die oberste Sitzreihe der Cavea wurde durch eine Reihe hoher Arkaden nach oben hin abgeschlossen.
Das 62,5 Meter lange Bühnenhaus steht - eine Seltenheit antiker Theater - noch heute vollständig aufrecht. Lediglich die Schmuckelemente, wie Säulen und Marmordekor sind abhanden gekommen. Seine Fassade gliedert sich in zwei Geschosse, deren untere Säulenreihe ionischer und die obere korinthischer Ordnung war. Auf den einstmals 40 Säulen ruhte ein Gebälk aus Ziergiebeln und Bögen, das Nischen bildete, in denen sich Statuen befanden. Im zentralen Giebeln ist noch heute ein Relief mit der Darstellung des Dionysos erkennbar.
Ursprünglich wurde das Bühnenhaus oben durch ein kleines schräges Holzdach abgeschlossen, das zu einer verbesserten Akustik beitrug.
Das Osttor
Aspendos verfügte über drei Stadttore, von denen heute nur noch das Osttor sichtbar ist. Die Straßen von allen drei Toren verliefen zur Agora, dem zentralen Handelsplatz der Stadt. Die Hauptstraße begann am Theater und verlief vorbei am Stadion bergauf bis zur Agora. Ein einbogiges Tor markiert den Eingang zur Stadt. Im Bereich des Tores verbreitert sich die Straße und bildet einen kleinen Platz. Da das Gelände stark abschüssig ist, musste eine Lösung für das kontrollierte Abfließen von Regenwasser geschaffen werden. Aus diesem Grund verläuft in der Mitte der Straße ein gedeckter Kanal, der das Wasser unterirdisch wegführte.
Bouleuterion
Das Bouleuterion war das Gebäude der Ratsversammlung. Es befindet sich westlich der Basilika unweit der Agora. Die Südseite des Bouleuterions ist als Halbrund gestaltet. Hier befanden sich einst die hölzernen Sitzreihen der Ratsherren. Auch ein Dach aus Holz wird durch den archäologischen Befund nahegelegt. Die untypische Bauweise lässt eine Doppelnutzung vermuten: Das Gebäude dürfte sowohl für die Ratssitzungen als auch als Odeon genutzt worden sein.
Leider sind heute nur noch spärliche Überreste dieses Gebäudes aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. erhalten geblieben.
Agora
Zentral in der Oberstadt gelegen bildet die geräumige Platzanlage der Agora das politische und wirtschaftliche Zentrum von Aspendos. Die Agora war im Norden durch das Nymphäum und Bouleuterion und im Osten durch die Basilika eingefasst. Im Westen befanden sich zwölf nebeneinanderliegende Ladengeschäfte. Drei Stufenreihen führten von dort hinab zum Platz (s. Abb.). Ursprünglich war die Ladengalerie wohl zweigeschossig, wie archäologische Befunde nahelegen. Die Geschäfte der Agora verfügten z.T. über unterirdische Lagerräume.
Der Platz war teilweise mit Steinplatten gepflastert.
Nymphäum
Das große Nymphäum stammt wie die meisten Gebäude rund um die Agora aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. und begrenzte die Platzanlage im Norden. Es war 15 Meter hoch und 32 Meter lang. Ohne Zweifel handelt es sich hier um das einstmals prunkvollste Gebäude der antiken Stadt Aspendos. Die zur Agora zeigende zweigeschossige Front war mit einer Säulenarchitektur versehen und reich mit Marmor verziert. Die jeweils fünf Nischen der beiden Geschosse waren mit Giebeln überdacht, die von den Säulen getragen wurden. Durch eine Öffnung in der mittleren Nische floss das Wasser, das durch die dahinter liegende Aquäduktleitung heran transportiert wurde.
Basilika
Die Basilika hat einen rechteckigen Grundriss. Es war ursprünglich ein dreischiffiges Gebäude von 105 x 27 m, das den Platz der Agora im Osten begrenzte. Die Topographie machte es notwendig, dass der eigentliche Bau auf einem Untergeschoss ruhte. Heute ist nur noch das Untergeschoss erhalten; die Gewölbe sind eingestürzt. Die Basilika war ein öffentliches Gebäude und diente in der Antike als Markt- und Gerichtshalle.
Am Nordende der Basilika erhebt sich noch heute ein annähernd quadratischer Monumentalbau von 23 x 20 m. Die zwei Meter dicken Mauern ragen noch 15 Meter in die Höhe. Zwei große Bogentore im Norden und Süden des Gebäudes dienten als Zugang. Die Nischen in den Mauern waren mit Statuen dekoriert. Eine Statue des Kaisers Hadrian, die hier gefunden wurde, legt eine Datierung des Gebäudes in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. nahe. Der Monumentalbau stand in direkter baulicher Verbindung mit der Basilika. Vermutlich hat er dem gleichen Zweck gedient wie sie.
Tempel
Nördlich der Hauptstraße, die vom Osttor zur Agora führt, befindet sich ein Plateau, auf dem ein Tempel stand. Der Peripteros von 24 x 13 m besaß an den Frontseiten jeweils sechs und an den Längsseiten jeweils 11 Säulen. Eine Cella, die nur den Priestern zugänglich war, enthielt das Kultbild der Gottheit, die hier verehrt wurde. Leider sind bislang weder Inschriften noch Statuen gefunden worden, die auf die Widmung des Tempels hinweisen.
Aquädukt
Die Wasserversorgung antiker Städte, die auf Anhöhen liegen, stellte immer eine Herausforderung dar. Der Stadtberg von Aspendos ist übersät mit Brunnen und Zisternen. Besondere Erwähnung sollte aber die Wasserleitung finden, die die Stadt mit Wasser versorgte. Der Aquädukt von Aspendos führte keine offene Wasserleitung, in der das Wasser durch natürliches Gefälle transportiert wurde. Es handelte sich vielmehr um eine Druckwasserleitung mit geschlossenen Steinröhren, die mit Muffen verbunden waren. Der Aquädukt von Aspendos aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. gilt als eines der besterhaltenen Beispiele für ein solches Druckwassersystem. (z.B. in ⇒ Pergamon gab es ein ähnliches Wasserversorgungssystem, allerdings mit Bleirohren)
Vom den Bergen des nördlich gelegenen Taurus kommend, wurde das Wasser zunächst in einen Ausgleichsbehälter geleitet, der auf einem 45 Meter hohen Turm liegt. Von dort aus wurde das Wasser auf einer 15 Meter hohen und 924 Meter langen Aquäduktbrücke schnurgerade durch die Ebene zwischen Taurusgebirge und Stadthügel geführt, die häufig durch den Eurymedon (Köprüsü) überschwemmt wurde. Am Ende der 924 Meter langen Leitung befand sich ein zweiter Druckbehälter auf einem 30 Meter hohen Turm. Von hier aus ändert der Aquädukt seine Richtung und erreicht knapp 100 Meter weiter die Stadt Aspendos. Durch diese ausgeklügelte Bauweise wurde Baumaterial gespart, da der Aquädukt in weiten Teilen niedriger und kürzer gebaut werden konnte.
Stadion
Das Stadion von Aspendos ist leider nicht sehr gut erhalten. Lediglich Teile der Tonnengewölbe sind noch erkennbar, die einst die Sitzreihen trugen.
Die U-förmige Anlage mit einer Länge von 220 m und einer Breite von 30 m befindet sich zwischen Theater und Osttor am Fuße des Stadthügels.
Einst fasste das Stadion ca. 8.000 Personen. Es wird in das zweite Jahrhundert n. Chr. datiert.
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