Frühchristliche Sarkophagkunst
Frühchristliche Sarkophage geben einen eindrucksvollen Einblick in die Glaubensvorstellungen der ersten christlichen Jahrhunderte. In oftmals künstlerisch hochwertigen Motiven und durchdachten Bildprogrammen greifen sie verschiedene Motive und Episoden ebenso aus dem Alten und dem Neuen Testament wie aus apokryphen Schriften auf.
Frühchristlicher Sarkophag der Marcia Romania aus Arles.
Der Sarkophag aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. zeigt im Zentrum des unteren Reliefbands eine Orante, vermutlich die Verstorbene selbst. Links von ihr sind Szenen aus apokryphen und neutestamentlichen Petruserzählungen ein: zunächst die Hahnenszene, bzw. Verleugnung des Petrus (Mk 14,30 par.), links daneben die Gefangennahme des Petrus und ganz links schließlich das Wasserwunder des Petrus im Carcer Mamertinus mit den beiden Soldaten, die sich von Petrus taufen lassen.
(mehr dazu: antike-christentum.de/Petrus)
Rechts der Orante sind Szenen aus neutestamentlichen Jesuserzählungen abgebildet: Die Brotvermehrung, die Heilung eines Blinden und schließlich ganz rechts die Totenauferweckung des Lazarus (Joh 11).
Die Mitte des Deckels bildet ein von Engelsfiguren präsentiertes Medaillon mit einer Inschrift:
XVII KAL APR ILES HIC QVIESCET
IN PACE MARCIA ROMAN
IA CELSA CF QVE VIXIT A
NNOS XXXVIII M II DIES XI
FL IANVARINVS VC EX
CONS ORDN CONIV
GI BENE MERENTI
POSVIT
Am 16. März ruht hier in Frieden Marcia Romania Celsa, eine äußerst berühmte Frau, die 28 Jahre, 2 Monate, 11 Tage gelebt hat. Flavius Ianuarinus, ein äußerst berühmter Mann, ehemaliger Konsul hat (diesen Sarkophag) für seine wohlverdiente Ehefrau gestiftet.
Hier findet sich ein möglicher Hinweis auf eine Datierung dieses Sarkophags. In den römischen Konsullisten findet sich im Jahr 328 n. Chr. ein Konsul Ianuarinus. Da Ianuarinus hier als ehemaliger Konsul bezeichnet wird, kann dieser Sarkophag also frühestens aus dem Jahr 329/330 n. Chr. stammen.
Die linke Hälfte des Deckelfrieses nimmt die Darstellung der drei Jünglinge im Feuerofen ein.
Zur Rechten der Inschrift sehen wir die Anbetung der drei Weisen mit Kamelen vor der thronenden Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß.
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Fotos: (c) Sebastian Buck.
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Der Sarkophag des Erzbischofs Theodor aus Ravenna
Es handelt sich hierbei um einen frühchristlichen Sarkophag mit gewölbtem Deckel aus dem 2. Drittel des 5. Jahrhunderts n. Chr. Die Vorderseite zeigt in der Mitte ein Christusmonogramm (Chi-Rho) mit den griechischen Buchstaben Alpha und Omega - Sinnbild für Anfang und Ende. Gerahmt wird es von zwei Pfauen, die in der Antike ein Symbol für Ewigkeit waren. Außerdem sind Weinranken dargestellt. Den Deckel zieren drei Lorbeerkränze. Die Äußeren beiden enthalten ein Staurogramm, während der mittlere Kranz ein Christusmonogramm zeigt. Auffällig ist die Form der Christusmonogramme, die offenbar die Form des Sonnenkreuzes aufgreifen; ein deutlicher Hinweis auf die Nähe der christlichen Religion zum Sonnenkult und der Vorstellung von Christus als Sonne der Gerechtigkeit. (vgl. hierzu Buck, Mithras. Geschichte einer Gottheit, S. 152ff.)
Die Inschrift auf dem Sarkophagdeckel lautet: HIC REQUIESCIT IN PACE THEODORUS ARCIHEPISCOPUS (sic!)Der Sarkophag befindet sich in der Kirche Sant'Apollinare in Classe vor den Toren Ravennas.
Weitere Informationen:
Das Volk Israel zieht durch das geteilte Rote Meer
Frühchristlicher Sarkophag aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Die südfranzösische Stadt Arles ist bekannt für die zahlreichen früchristlichen Sarkophage, die dort gefunden wurden. Die meisten von ihnen sind heute im örtlichen Musée départemental Arles Antique zu sehen. Das Exemplar jedoch, das wir heute vorstellen wollen, befindet sich in der Kirche Saint Trophime im Stadtzentrum. Dort bildet es die Frontseite eines Altars.
Das eindrucksvolle Relief der Vorderseite zeigt den Durchzug des Volkes Israel durch das Rote Meer (Exodus 14). Im Zentrum des Bildaufbaus steht die Vernichtung des ägyptischen Heeres. Wir sehen chaotische Szenen: Soldaten und Pferde, die in den Fluten untergehen. Von rechts rücken weitere ägyptische Truppen nach. Der Pharao selbst steht unmittelbar davor, in die Fluten zu geraten. Souverän streckt Moses seinen Stab in das Wasser und beobachtet die Szene. Nach rechts zieht das Volk Israel - Männer, Frauen und Kinder - sicher weiter.
Diese Darstellung entfaltet ihre Kraft auch durch ihre Zweiteilung: Die linke Seite ist geprägt von kriegerischer Dynamik und Bewegung, das Zentrum vom Chaos des Untergangs. Die rechte Seite zeigt die Sicherheit, die das Volk Israel durch den Schutz Gottes erfahren hat.
Oberhalb dieses Sarkophag-Altars ist ein Fresko mit der Himmelfahrt Christi angebracht. Beide Szenen erschließen sich gegenseitig und sind somit Teil einer Gesamtkomposition.
Der Trinitätssarkophag von Arles
Der Trinitätssarkophag von Arles ist ein frühchristlicher zweizoniger Prunksarkophag, vermutlich aus dem Jahr 325 n. Chr. Er ist reich geschmückt mit Szenen aus neutestamentlichen und apokryphen Erzählungen. So wird zum Beispiel die Anbetung der Magier in orientalischen Gewändern dargestellt. Die drei Weisen bringen ihre Gaben der thronenden Maria mit dem Christuskind dar. Der vorne dargestellte Magier deutet mit der rechten Hand auf den Stern, der ihnen den Weg gewiesen hat.
Weitere Bildelemente zeigen Szenen aus verschiedenen Petruserzählungen, wie etwa die Verleumdungsszene oder das Wasserwunder im Mamertinischen Kerker.
Der Sarkophag ist heute im Archäologischen Museum von Arles zu bewundern.
Der sog. Sarkophag der Helena
Helena war die Mutter von Kaiser Konstantin dem Großen. Sie war Christin und unternahm eine Pilgerreise ins Heilige Land, von der sie die Reliquien des Kreuzes Christi nach Rom gebracht haben soll. Nach ihrem Tod im Jahr 329 n. Chr. wurde sie wahrscheinlich in diesem Sarkophag beigesetzt. Die martialischen Darstellungen von militärischen Unterwerfungsszenen gaben jedoch Anlass zur Vermutung, dass der Sarkophag vielleicht ursprünglich für Konstantin selbst gefertigt worden war.
Roter Porphyr war in der Spätantike das Material für kaiserliche Sarkophage. Heute ist das Stück in den Vatikanischen Museen in Rom zu bewundern.
Sarkophag mit Raub der Proserpina
Dieser Sarkophag aus dem ersten Viertel des 3. Jahrhundert n. Chr. zeigt in dynamischer Darstellung den Mythos vom Raub der Proserpina durch Pluto. In diesem Sarkophag wurde wahrscheinlich Karl der Große im Jahr 814 bestattet und in der Marienkirche - dem heutigen Aachener Dom - beigesetzt.
Die Proserpina-Erzählung war ein beliebtes Thema für Sarkophagdarstellungen. Proserpina (griechisch: Persephone) ist die Tochter der Ceres (griechisch: Demeter, die Göttin des Getreides und der Vegetation). Pluto (griechisch Hades, Gott der Unterwelt) verliebt sich in sie und bittet Zeus um seine Erlaubnis, sie heiraten zu dürfen. Nachdem Zeus weder eingewilligt noch abgelehnt hat, deutet Pluto dies als Zustimmung, entführt Proserpina kurzerhand und nimmt sie mit sich in die Unterwelt. Ceres macht sich mit Fackeln in den Händen auf die Suche nach ihrer Tochter. Als sie davon erfährt, dass Ceres durch Pluto entführt worden ist, gerät sie außer sich vor Wut. Sie lässt die Pflanzen veröden und die Vegetation eingehen. Weil die Welt zu verhungern droht, schickt Zeus seinen Boten Hermes, um Proserpina wieder in die Oberwelt zurückzuholen. Widerwillig gibt Pluto schließlich Proserpina heraus. Zuvor aber hat er ihr einige Granatapfelkerne zu essen gegeben. Weil jemand, der die Speise der Unterwelt gekostet hat, nicht dauerhaft auf der Erde leben kann, muss Proserpina fortan vier Monate jedes Jahres in der Unterwelt verbringen. Dies ist eine aitiologische Erklärung für die Wintermonate, in denen die Erde keine Frucht hervorbringt.
Im Zentrum der Sarkophagdarstellung steht Pluto nackt auf einem Viergespann. Er hält die zusammengesunkene Proserpina, bzw. Persephone fest, während seine Pferde bereits den Wagen im Galopp davonziehen. Links sieht man Demeter, die Mutter der Proserpina bei ihrer Suche mit Fackeln in den Händen ebenfalls auf einem Wagen.
Dieser Sarkophag befindet sich heute in der Domschatzkammer in Aachen.
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(c) Sebastian Buck, antike-christentum.de