Sufetula

Stadtgeschichte

Die Ruinen der antiken Stadt Sufetula (heute Sbeitla in Tunesien) liegen auf einem Plateau zwischen dem Dorsalegebirge und der zentraltunesischen Steppe. Obwohl der Name punisch klingt, handelt es sich um eine römische Gründung. Das lässt sich auch an der schachbrettartigen und somit planmäßigen Anlage der Stadt ablesen. Allerdings ist bislang unbekannt, wann die Stadtgründung genau zu datieren ist. Das älteste Bauwerk der Stadt hingegen, der Antoninus-Pius-Bogen lässt sich aufgrund seiner Inschrift eindeutig auf das Jahr 139 n. Chr. datieren. Vermutlich fällt auch die Stadtgründung in dieselbe Zeit. Möglicherweise war Sufetula allerdings schon in flavischer Zeit, also in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. unter Kaiser Vespasian (69 - 79) gegründet worden, wie eine Inschrift vermuten lässt.

Bereits in der Antike war Sufetula ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Hier trafen sich die Wege von den Oasen des Südens mit denen von den Häfen des Westens. Besonders auch für Truppentransporte spielten diese Wegeverbindungen in römischer Zeit eine bedeutende Rolle. Sufetula genoss in der Antike außerdem den Ruf, hervorragende Oliven zu produzieren. 

Sufetula lag innerhalb der römischen Provinz Byzacena und trug seit 238 n. Chr. den Rang eines municipium. Später (auch hier ist der genaue Zeitpunkt unbekannt) wurde Sufetula zur colonia erhoben. Während der Blütezeit der Stadt im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. lebten dort etwa 10.000 Menschen.

Von der christlichen Gemeinde Sufetulas, für die seit 256 n. Chr. auch ein Bischofssitz belegt ist, wissen wir, dass sie 411 n. Chr. durch einen Bischof namens Jucundus auf dem Konzil von Karthago vertreten war. Die ältesten nachweisbaren christlichen Bauten der Stadt stammen aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts.

Ein wichtiges Ereignis in der Stadtgeschichte sind die Jahre 646 und 647 n. Chr., als sich der in der Stadt residierende Statthalter Gregorius vom byzantinischen Kaiser Konstantin II. lossagte und sich zum Gegenkaiser ausrufen ließ. Allerdings fiel er bereits kurz darauf bei der Verteidigung gegen die Araber. Die arabische Eroberung besiegelte den Niedergang von Sufetula endgültig. Am Ende des 7. Jahrhunderts wurde die Stadt aufgegeben zugunsten einer nahe gelegenen neuen Siedlung mit dem Namen Sbeitla.

Bauwerke in Sufetula

Diokletiansbogen

Sufetula - DiokletiansbogenDen Beginn unseres virtuellen Rundgangs markiert der Ehrenbogen für Kaiser Diokletian am südöstlichen Rand des Ausgrabungsgeländes. In römischer Zeit bildete er das Tor zu einer kleinen Vorstadtsiedlung, die gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. errichtet wurde. Das massige Erscheinungsbild des einbogigen Baus wird durch jeweils zwei vorgesetzte Säulen rechts und links des Bogendurchgangs aufgelockert. Eine nur noch mit Mühe lesbare Inschrift am stadtauswärts gewandten oberen Giebelfeld nennt die Kaiser Diokletian und Maximinian. Diese Namen sind in 4. Jahrhundert allerdings durch Christen getilgt worden, die die beiden Regenten maßgeblich für die Verfolgungen von Christen zu Beginn des 4. Jahrhunderts verantwortlich machten.

Ehrenbogen des Antoninus-Pius und Forum der Stadt

Sufetula - Antoninus-Pius-Bogen ForumDer Ehrenbogen des Antoninus Pius ist ein dreibogiges und auf beiden Seiten mit korinthischen Säulen geschmücktes Bauwerk. Er bildete das Eingangsportal zum Forum der Stadt, das ursprünglich von Portiken gesäumt war. Das Forum ist ein nahezu quadratischer Platz mit einer Ausdehnung von ca. 40 x 40 m.

An der dem Bogen gegenüberliegenden Westseite des Forums erheben sich die drei Tempel der Kapitolinischen Trias, Jupiter, Juno und Minerva. (s. Abb.) Wie alle Bauten von Sufetula sind auch diese drei gleichartigen Podiumstempel aus leuchtend gelbem Sandstein erbaut. Der Mittlere Tempel war dem Jupiter geweiht. Er ist ein wenig höher als seine beiden Nachbarbauten auch die Ornamente an den Säulen und Pilastern sind ein wenig aufwändiger gestaltet als bei den Tempeln der Juno und Minerva.

Das Bauensemble des Forums ist außerordentlich gut erhalten. Dies liegt darin begründet, dass der Platz in byzantinischer Zeit (533 - 544) zu einer Festung umgebaut worden ist, indem man die Portiken und Durchgänge zwischen den Tempeln mit Mauern verschloss.

Sufetula - Kapitolstempel Forum

Kirchenbauten

Servus-Kirche

Sufetula - Servus-KircheAn dieser fünfschiffigen Basilika, die nach einem Presbyter Servus benannt ist, fällt besonders auf, dass sie über eine massive Säulenkonstruktion in der Cella verfügt, was wie in der Silvanus- und Fortunatus-Kirche auf eine Überwölbung mit einer Kuppel hinweisen könnte. Außerdem besitzt die Kirche ein halbrundes Baptisterium. Weil auch in anderen Kirchen Nordafrikas Taufbecken mit einer solchen Form zu finden sind, vermuten einige Wissenschaftler, dass es möglicherweise eine Fabrik gab, aus der all diese halbrunden Taufbecken stammen könnten. Die Existenz eines eigenen Baptisteriums in dieser Kirche zusätzlich zu dem in der Bellator- und in der Vitaliskirche, den offiziellen Bischofskirchen von Sufetula, könnte ferner darauf hindeuten, dass es sich hier um die Kirche von einer Gruppe am Ort ansässiger Donatisten handeln könnte.

Bellator-Kirche

Sufetula - Bellator-Kirche AltarraumDie Bellator-Kirche ist ein dreischiffiger basilikaler Bau. Sie war wohl die älteste Kirche der Stadt und erste Bischofskirche von Sufetula.

Im Laufe ihrer langen Nutzung ist sie mehrfach umgestaltet worden. Der ursprüngliche Bau hatte nur eine Südapsis. In einer zweiten Bauphase ergänzte man den Bau um eine Apsis am nördlichen, also der ursprünglichen Apsis gegenüberliegenden Seite. In einer dritten und vierten Bauphase gab man die Nutzung der Südapsis schließlich auf. Die Nordapsis wurde in das Innere des Kirchenschiffs verlegt, was eine Verkürzung des Baus zur Folge hatte.

Sufetula - Bellator-Kirche BaptisteriumAn die Kirche schließt sich die Taufkapelle mit einem in nord-südlicher Richtung eingelassenen Baptisterium an, die später zu einer Memorialanlage für den Bischof Jucundus umfunktioniert wurde (s. Abb.). Jucundus, der Sufetula im Jahr 418 beim Konzil von Karthago vertreten hatte, wurde an dieser Stelle beigesetzt, nachdem er den Vandalen zum Opfer gefallen war.

Sufetula - Bellator-Kirche

Die Bauphasen der Bellator-Kirche


Vitalis-Kirche

Sufetula - Vitalis-Kirche

Unmittelbar neben der Bellator-Kirche liegt die Vitalis-Kirche. Als fünfschiffige Anlage mit Doppelsäulen auch in den Nebenschiffen ist sie deutlich größer und schmuckvoller als die ältere Bellator-Kirche. Die Vitalis-Kirche ist vermutlich gegen Ende des 5. Jahrhunderts oder zu Beginn des 6. Jahrhunderts n. Chr. errichtet worden. Die christliche Gemeinde von Sufetula war gewachsen und benötigte ein größeres Gotteshaus. Ebenso wie bei der Bellator-Kirche lassen sich auch an der Vitalis-Kirche mehrere Bauphasen ausmachen. Auch hier wurde der Kirchenbau um eine Nordapsis ergänzt.


Sufetula - Vitalis-Kirche Taufbecken

Das Taufbecken der Vitalis-Kirche


Als die Vitalis-Kirche zur neuen Bischofskirche der Stadt erhoben wurde, erhielt sie auch ein in Ost-West-Achse ausgerichtetes Baptisterium, dessen mit Mosaiken verziertes Taufbecken bis heute einen Eindruck von der Bedeutung dieser Kirche gibt. Eine Inschrift nennt den Namensgeber der Kirche: VITALIS ET CARDELA VOTVM SN. (s. Abb.) 


Jeweils drei Stufen führen in das Becken und auf der gegenüberliegenden Seite wieder hinaus. Auf dem Boden des Taufbeckens zeigt das Mosaik ein Kreuz mit Alpha und Omega.

Sufetula - Übersicht Vitalis- und Bellator-Kirche

Übersicht über den Gesamtkomplex: Vitalis-Kirche, Jucundus-Kapelle und Bellator-Kirche


Der im Zuge der arabischen Eroberung der Stadt im Jahre 646 aufgegebene Bischofssitz ist heute eines der Titularbistümer der katholischen Kirche. Zuletzt bekleidete der amerikanische Weihbischof John Martin Dougherty das Amt des Titularbischofs von Sufetula.