Santa Maria Maggiore

Geschichte und Architektur

Die Basilica Santa Maria Maggiore, auf dem Esquilin von Papst Coelestin I. im 5. Jahrhundert errichtet, hat ihre Wurzeln möglicherweise in der älteren Basilica Liberii. Die archäologischen Untersuchungen konnten jedoch keine Spuren eines älteren Kirchenbaus unter der Basilika Santa Maria Maggiore nachweisen. Papst Liberius baute die Basilica Liberii wahrscheinlich nahe dem Markt der Livia, südöstlich der heutigen Marienbasilika. Historische Quellen deuten darauf hin, dass die Marienbasilika die Basilica Liberii von 352 ersetzen sollte, die bei der Plünderung Roms im Jahr 410 zerstört wurde.

Santa Maria Maggiore in Rom, Innenraum

Am 5. August 434 wurde die Basilika Santa Maria Maggiore von Papst Sixtus III. geweiht. Die Legende besagt, dass die Gottesmutter in der Nacht auf den 5. August 358 dem römischen Patrizier Johannes und seiner Frau erschien und ihnen versprach, ihren Wunsch nach einem Sohn zu erfüllen, wenn eine Kirche an der Stelle errichtet würde, wo am nächsten Morgen Schnee liege. Die Kirche trägt seitdem den Beinamen Santa Maria ad Nives (Unsere Liebe Frau vom Schnee).

Die Basilika ist die bedeutendste der über vierzig Marienkirchen Roms und gilt als die älteste Marienkirche. Sie war die erste frühchristliche Basilika, die nicht mehr vom Kaiser, sondern vom römischen Bischof in Auftrag gegeben wurde. Mit ihren imposanten Dimensionen (79 m Länge, 35 m Breite, 18 m Höhe) prägte sie das Antlitz des christlichen Roms im 5. Jahrhundert entscheidend.Die Architektur der Basilika gründet auf spätrömischen Vorgängerbauten. Der dreischiffige Bau ohne Querhaus verfügte über eine große Apsis, offene Dachstühle und Marmorsäulen im Mittelschiff. Im Laufe der Zeit wurden bauliche Veränderungen vorgenommen, darunter die Errichtung eines Baptisteriums und der Bau einer neuen Vorhalle. Der imposante Campanile aus dem Jahr 1377 ist der höchste romanische Turm Roms.

Santa Maria Maggiore in Rom, Apsismosaik mit der Krönung Mariens

Die Innenausstattung beeindruckt mit frühchristlichen Mosaiken, darunter das Apsismosaik von Jacopo Torriti aus dem 13. Jahrhundert, das die Krönung Mariens zeigt. Fresken und eine prächtige Kassettendecke ergänzen die Schönheit des Innenraums (s. Abb. oben). Der Papstaltar wird von einem beeindruckenden Baldachin überragt, der möglicherweise von Berninis Ziborium im Petersdom inspiriert wurde.

Die Basilika Santa Maria Maggiore ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Zeugnis der frühen christlichen Geschichte Roms. Ihr kultureller und religiöser Reichtum macht sie zu einem bedeutenden Ort für Pilger und Geschichtsinteressierte gleichermaßen.

frühchristliche Mosaiken

Die Basilika Santa Maria Maggiore ist nicht nur eine beeindruckende Kirche, sondern auch ein faszinierendes Schaufenster frühchristlicher Mosaikkunst und theologischer Auseinandersetzung. Mit einer Geschichte, die bis ins 5. Jahrhundert zurückreicht, präsentiert die Basilika eine einzigartige Sammlung von Mosaiken, die tief in die theologischen Debatten ihrer Zeit eingebettet sind.Von den ursprünglich 432 Mosaiken, die einst die Apsis, den Triumphbogen und die Längswände des Mittelschiffs schmückten, sind nur die Bilder am Triumphbogen und im Mittelschiff erhalten. 

frühchristliches Mosaik am Triumphbogen von Santa Maria Maggiore in Rom

Ein interessanter Aspekt der Mosaiken ist ihre theologische Tiefe. Der Triumphbogenmosaikzyklus konzentriert sich auf neutestamentliche Themen und betont die Gottheit Christi, insbesondere im Kontext des theologischen Konflikts mit Nestorius. Die Darstellungen, angefangen bei der Verkündigung an Maria bis zur Erhöhung des Gekreuzigten und Auferstandenen, verdeutlichen das Bekenntnis zur Göttlichkeit Jesu Christi.

Santa Maria Maggiore in Rom, frühchristliche Mosaiken am Triumphbogen

Die Mosaiken im Kirchenschiff erzählen die Geschichte des Gottesvolkes, von Abraham bis Josua. Hier wird ein erzählender Stil verwendet, der lebendige, bewegte Figuren inmitten einer reichen Landschaft zeigt. Dieser Stil dient der Veranschaulichung des „Plebs Dei“ (Volk Gottes), wie es im Epigramm von Papst Sixtus III. am Triumphbogen festgehalten ist.Die theologische Reflexion hinter den Mosaiken spiegelt den theologischen Konflikt der Zeit wider. Der Streit mit Nestorius über die Christologie und die Gottheit Christi findet in den Darstellungen seinen Widerhall. Die Entscheidung der römischen Synode vom 10. August 430, die für die Gottheit Christi und gegen Nestorius votierte, bildet einen entscheidenden Kontext für die Datierung der Mosaiken.

Die Basilika Santa Maria Maggiore beeindruckt nicht nur durch ihre kunstvollen Mosaiken, sondern auch durch ihre prächtige Innenausstattung. Fresken, eine aufwendig gestaltete Kassettendecke und der Baldachin über dem Papstaltar zeugen von der künstlerischen und theologischen Bedeutung dieser Basilika.Insgesamt bieten die Mosaiken der Basilika Santa Maria Maggiore einen faszinierenden Einblick in die frühchristliche Kunst, Theologie und die Verschmelzung von römischer und christlicher Ideologie. Diese Kunstwerke sind nicht nur Zeugen vergangener Zeiten, sondern auch Fenster in die theologischen Kontroversen und künstlerischen Ausdrucksformen einer blühenden frühchristlichen Gemeinschaft.

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