Der römische Kalender
Wir alle kennen die Iden des März, das berühmte Datum, an dem Cäsar ermordet wurde. Doch was hat es mit den Iden eigentlich auf sich?
Anders als wir es heute tun, zählten die Römer nicht einfach die Tage des Monats durch, sondern orientierten sich an drei Fixpunkten in jedem Monat: den Kalenden, den Nonen und den Iden. Ursprünglich waren dies Markt- und Festtage.
Die Kalenden (lat. Kalendae) sind der Ursprung unseres Wortes „Kalender“. Sie sind festgelegt auf den ersten Tag eines Monats. Das bedeutet, der 1. Januar beispielsweise trägt im römischen Kalender die Bezeichnung Kalenden des Januar (Kalendis Ianuarii oder Kalendis Ianuariis).
Komplizierter verhält es sich mit den anderen beiden Fixpunkten eines jeden Monats: den Nonen und den Iden.
Je nach der Anzahl der Tage eines Monats können die Nonen auf den 7. oder 9. Tag fallen und die Iden auf den 13. oder 15. Tag.
Eine Merkhilfe dazu ist die sog. MILMO-Formel: In den Monaten März, Mai, Juli und Oktober fallen die Nonen auf den 9. und die Iden auf den 15. Tag. In allen anderen Monaten entsprechend auf den 7. und den 13.
Es ist von entscheidender Bedeutung, zu wissen, an welchem Tag die Nonen und Iden sind, denn von ihnen aus wird rückwärts gezählt, um das Datum eines Tags zu ermitteln.
Der Tag vor den Kalenden, Nonen und Iden heißt jeweils pridies (also: „Vortag“). 31. Dezember trägt demnach das Datum pridie Kalendas Ianuarias.
Bei der weiteren Rückwärtszählung der Tage gibt es eine weitere Besonderheit zu beachten: Anders als wir heute, zählen die Römer sowohl den ersten als auch den letzten Tag der Zählung mit. Ist der Tag vor dem Vortag der Kalenden in römischer Zählung nicht der zweite Tag vor den Kalenden, sondern der dritte. Dementsprechend wäre also der 30. Dezember der Dritte Tag vor den Kalenden des Januar - oder auf Latein: ante diem III. Kalendas Ianuarias. Entsprechend wird dann weiter heruntergezählt, bis zum 14. Dezember. Dies ist der 19. Tag vor den Kalenden des Januar, oder lateinisch ante diem XIX. Kalendas Ianuarias.
Gleiches geschieht mit den Iden. Auch von ihnen aus wird jeweils rückwärts gerechnet. Die Iden eines Monats tragen den Namen Idibus. Dementsprechend heißt der 13. Dezember auf Latein Idibus Decembris. Der 12. Dezember ist der Vortag der Iden, also pridie Idibus Decembris und der 11. Dezember dann wieder der dritte Tag vor den Iden des Dezember, lateinisch: ante diem III. Idus Decembres.
Von den Iden aus wird wiederum bis zu den Nonen heruntergezählt. Da die Nonen gemäß der MILMO-Formel auf den 5. Dezember fallen, ist also der 6. Dezember noch der 8. Tag vor den Iden des Dezember (ante diem VIII. Kalendas Decembres) und der 5. Dezember also Nonis Decembris. Von dort aus wird wieder weitergezählt, bis zum 2. Dezember, was römisch also der 4. Tag vor den Nonen des Dezember wäre (also ante diem IV. Nonas Decembres).
Auch die Monatsnamen wirken auf uns seltsam. Während die ersten acht Monate des Jahres Nach Göttern, bzw. dem Geschlecht der Iulii und dem Kaiser Augustus benannt sind, tragen die übrigen vier Monate nur Zahlbezeichnungen. Warum ist aber der September (benannt nach lateinisch septem = sieben) in unserem Kalender der neunte Monat, der October (benannt nach lateinisch octo = acht) der zehnte, November (novem = neun) der elfte und December (decem = zehn) der zwölfte?
Das hängt ganz einfach damit zusammen, dass der Frühlingsmonat März ursprünglich den Jahresbeginn markierte. Von dort aus weitergerechnet ist der September tatsächlich der 7. Monat. Im Jahr 153 v. Chr. wurde der Jahresbeginn allerdings um zwei Monate nach vorne verlegt, so dass fortan der Januar der erste Monat des Jahres war.
Die Monatsnamen leiten sich im Allgemeinen von Gottheiten her. So ist der Ianuarius der Monat des Gottes Janus. Dieser Gott mit seinen zwei Gesichtern gilt als Beschützer der Türschwellen, Tore und Übergänge. So ist es auch kaum verwunderlich, dass er das Jahr eröffnet und gleichsam ins alte wie in das neue Jahr blickt.
Der Name des Ferbruarius leitet sich von dem römischen Reinigungs- und Sühnefest, den Februa, ab.
Der Martius (März) bezieht sich auf den Kriegsgott Mars. Dies hängt damit zusammen, dass im Winter der Krieg weitest gehend ruhte , und mit dem Frühlingsbeginn auch das militärische Jahr wieder begann.
Ob sich der Name Aprilis von Aphrodite ableitet oder vom lateinischen Wort aperire = öffnen, ist nach wie vor unklar.
Maius - Ob der Name des Mai sich von der altitalischen Gottheit Maia ableitet oder mit den Ahnen, den maiores, zusammenhängt, ist nach wie vor unklar.
Der Iunius leitet sich von der Gottheit Juno ab, Gattin des Jupiter und eine der kapitolinischen Gottheiten.
Iulius ehrt den Namen der gens Iulia, der auch Julius Cäsar entstammte. Er hatte 46 v. Chr. eine Kalenderreform veranlasst, um den alten Kalender dem solaren Jahreszyklus anzupassen.
Augustus wurde zu Ehren des Octavian, genannt Augustus, so benannt. Ursprünglich hieß der sechste Monat Sextilius und hatte nur 29 Tage. Die Kalenderreform des Cäsar fügte dem Monat zwei weitere Tage hinzu.
Die folgenden Monate sind nur noch durchnummeriert. Der September (lateinisch septem = sieben) war im alten Kalendersystem, in dem das Jahr am 1. März begann, der 7. Monat des Jahres, so verhält es sich auch mit dem October (octo = acht), November (novem = neun) und December (decem = zehn).
einige Fakten
- Kalendae ist der Ursprung unseres Wortes „Kalender“. Es ist eines der wenigen Worte, die im Lateinischen mit dem Buchstaben „K“ beginnen.
- die MILMO-Formel (März, Mai, Juli, Oktober) hilft dabei, sich die Termine der Nonen und Iden zu merken.
- Von den Kalenden, Nonen und Iden wird immer rückwärts gezählt.
- Römer zählen - anders als wir - immer den ersten UND den letzten Tag mit.
- bis 153 v. Chr. war der Jahresanfang der 1. März.
- Julius Cäsar veranlasste 46 v. Chr. eine Kalenderreform, um den Kalender besser dem Sonnenjahr anzupassen.
Vollständiger römischer Jahreskalender
Ianuarius1. Kalendis Ianuariis | Februarius1. Kalendis Februariis (Im Schaltjahr verschiebt sich die Zählung der Tage vor den Kalenden des März um einen Tag nach vorne.) |
Martius1. Kalendis Martiis2. ante diem VI. Nonas Martias 3. ante diem V. Nonas Martias 4. ante diem IV. Nonas Martias 5. ante diem III. Nonas Martias 6. Pridie Nonas Martias 7. Nonis Martiis 8. ante diem VIII. Idus Martias 9. ante diem VII. Idus Martias 10. ante diem VI. Idus Martias 11. ante diem V. Idus Martias 12. ante diem IV. Idus Martias 13. ante diem III. Idus Martias 14. Pridie Idus Martias 15. Idibus Martiis 14. ante diem XIX. Kalendas Apriles 15. ante diem XVIII. Kalendas Apriles 16. ante diem XVII. Kalendas Apriles 17. ante diem XVI. Kalendas Apriles 18. ante diem XV. Kalendas Apriles 19. ante diem XIV. Kalendas Apriles 20. ante diem XIII. Kalendas Apriles 21. ante diem XII. Kalendas Apriles 22. ante diem XI. Kalendas Apriles 23. ante diem X. Kalendas Apriles 24. ante diem IX. Kalendas Apriles 25. ante diem VIII. Kalendas Apriles 26. ante diem VII. Kalendas Apriles 27. ante diem VI. Kalendas Apriles 28. ante diem V. Kalendas Apriles 29. ante diem IV. Kalendas Apriles 30. ante diem III. Kalendas Apriles 31. Pridie Kalendas Apriles | Aprilis1. Kalendis Aprilibus |
Maius1. Kalendis Maiis | Iunius1. Kalendis Iuniis |
Iulius1. Kalendis Iuliis | Augustus1. Kalendis Augustis |
September1. Kalendis Septembribus | October1. Kalendis Octobribus |
November1. Kalendis Novembribus | December1. Kalendis Decembribus |
Abbildungen: Menologium Rusticum Colotianum, Museo Archeologico Nazionale, Neapel
Fotos: (c) Sebastian Buck, www.antike-christentum.de
Nutzung nur mit ausdrücklicher Genehmigung.