Vom Tod des Papstes bis zur Wahl seines Nachfolgers: Rituale, Traditionen und das Konklave
Der Tod eines Papstes ist nicht nur ein weltweites mediales Ereignis, sondern auch ein hochkomplexer Prozess mit uralten Ritualen und penibel geplanten Abläufen. Diese reichen von der offiziellen Feststellung des Todes bis zur Beisetzung des verstorbenen Pontifex und der Wahl seines Nachfolgers im Konklave.
Hier erläutern wir ausführlich die verschiedenen Schritte, die nach dem Tod eines Papstes unternommen werden, und beleuchten die theologische, historische und rituelle Bedeutung dieser Abläufe.

I. Der Tod des Papstes
Feststellung des Todes
Der erste Schritt nach dem Tod des Papstes ist die offizielle Feststellung des Todes. Diese erfolgt traditionell durch den Camerlengo, der dem verstorbenen Papst dreimal mit seinem Taufnamen zuruft. Erfolgt keine Reaktion, erklärt er den Papst für tot. Früher wurde dies mit einem leichten Schlag auf die Stirn mittels eines silbernen Hammers begleitet. Heute erfolgt die Feststellung des Todes durch einen Arzt, wird aber weiterhin vom Camerlengo kirchenrechtlich bestätigt.
Rolle des Camerlengo
Der Camerlengo (Kardinalkämmerer) übernimmt nach dem Tod des Papstes die Verwaltung der römisch-katholischen Kirche bis zur Wahl eines neuen Oberhaupts. Er versiegelt die Gemächer des Papstes, informiert das Kardinalskollegium und übernimmt die Organisation der Sedisvakanz. Seine wichtigste Aufgabe ist die Sicherstellung der Kontinuität kirchlicher Verwaltung.
Erste Maßnahmen und Informationsweitergabe
Nach der Feststellung des Todes werden die wichtigsten Institutionen informiert – darunter die römische Kurie, der Kardinaldekan und die diplomatischen Vertretungen. Auch die Gläubigen weltweit erfahren durch eine offizielle Bekanntgabe vom Tod des Papstes. Zeitgleich beginnt die Vorbereitung auf die Begräbnisfeierlichkeiten.

II. Die Sedisvakanz – Zwischen Tod und Wahl
Bedeutung der Sedisvakanz
Als Sedisvakanz („leerer Stuhl“) bezeichnet man die Zeit zwischen dem Tod eines Papstes und der Wahl seines Nachfolgers. In dieser Phase ruht das Amt des Papstes. Die Kirche wird in dieser Zeit vom Kardinalskollegium unter der Leitung des Camerlengos administriert.
Verbot von Entscheidungen
Während der Sedisvakanz dürfen keine grundlegenden Entscheidungen getroffen werden, die dem künftigen Papst vorbehalten sind. Dies betrifft besonders langfristige Ernennungen, Veränderungen in der Glaubenslehre oder wichtige Verwaltungsakte. Ziel ist es, den Handlungsspielraum des kommenden Papstes nicht einzuschränken.
Vorbereitung auf das Konklave
Das Kardinalskollegium tritt in regelmäßigen Generalkongregationen zusammen, um die Bestattung des Papstes zu organisieren, Trauerfeierlichkeiten zu planen und das kommende Konklave vorzubereiten. Dabei werden organisatorische, logistische und spirituelle Fragen behandelt. Der genaue Termin für das Konklave wird durch die Kardinäle bestimmt.

III. Die Beisetzung des verstorbenen Papstes
Ablauf der Trauerzeit
Nach dem Tod beginnt eine neuntägige Trauerzeit, die sogenannte „Novemdiales“. In dieser Zeit werden täglich Messen für den Verstorbenen gefeiert. Diese Phase dient der geistlichen Vorbereitung der Weltkirche auf den kommenden Papst.
Rituale und Zeremonien
Der Leichnam des Papstes wird üblicherweise zunächst im Apostolischen Palast aufgebahrt. Im Falle des verstorbenen Papst Franziskus wird die erste Aufbahrung in der päpstlichen Wohnung vorgenommen. Später wird der Leichnam öffentlich im Petersdom aufgebahrt. Dort können Gläubige Abschied nehmen. Der Sarg wird nach römischem Brauch in drei ineinanderliegenden Särgen beigesetzt: einem aus Zypressenholz, einem aus Zinn und einem äußeren aus Eichenholz. Jeder Sarg symbolisiert eine theologische Bedeutung: Vergänglichkeit, Dauerhaftigkeit und Würde.
Ort der Bestattung
Die meisten Päpste werden in der Krypta unter dem Petersdom beigesetzt, nahe dem Grab des Apostels Petrus. Die genaue Grabstätte wird vorab bestimmt oder vom Verstorbenen selbst verfügt. Papst Franziskus hat verfügt, dass er in der Basilika Santa Maria Maggiore beigesetz werden will. Die Beisetzung erfolgt in einem feierlichen, aber schlichten Ritus, der die Hoffnung auf Auferstehung betont.

IV. Das Konklave
Begriff und Ursprung des Konklaves
Das Wort "Konklave" stammt vom lateinischen cum clave – „mit dem Schlüssel“. Ursprünglich wurden die Kardinäle nach dem Tod eines Papstes in einem abgeschlossenen Raum eingeschlossen, um sie zur raschen Wahl eines Nachfolgers zu bewegen. Diese Praxis wurde erstmals 1274 beim Zweiten Konzil von Lyon offiziell eingeführt, nachdem frühere Papstwahlen sich über Jahre hingezogen hatten. Seitdem folgt das Konklave festen, detaillierten Regeln.
Teilnehmer des Konklaves
An einem Konklave nehmen alle Kardinäle teil, die am Tag des Todes des Papstes das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Diese sogenannten wahlberechtigten Kardinäle – derzeit bis zu 120 – werden aus aller Welt in den Vatikan berufen. Kardinäle über 80 dürfen am Konklave nicht teilnehmen, stehen den Beratungen jedoch oft beratend zur Seite.
Vorbereitung und Ablauf der Zusammenkunft
Vor dem Beginn des Konklaves ziehen die wahlberechtigten Kardinäle in das Gästehaus Santa Marta, das eigens dafür vorbereitet wird. Die Wähler unterliegen strengen Regeln: Sie dürfen keinen Kontakt zur Außenwelt haben, um eine Beeinflussung auszuschließen. Die Wahl findet in der Sixtinischen Kapelle statt, die für das Konklave eigens hergerichtet wird. Jede Form technischer Kommunikation ist untersagt.
Die Wahlhandlung im Detail
Die Wahl beginnt mit der Vereidigung der Kardinäle, in der sie sich zur Verschwiegenheit verpflichten und geloben, allein dem Heiligen Geist zu folgen. Danach erfolgen bis zu vier Wahlgänge täglich: je zwei am Vormittag und zwei am Nachmittag. In jedem Wahlgang schreibt jeder Kardinal den Namen seines Favoriten auf einen Wahlzettel, faltet ihn und legt ihn in eine Urne. Die Zettel werden anschließend ausgezählt, laut verlesen und verbrannt.
Schwarzer und weißer Rauch
Die Verbrennung der Wahlzettel ist das bekannteste sichtbare Zeichen für die Öffentlichkeit. Wird kein Papst gewählt, steigt schwarzer Rauch (fumata nera) aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle auf. Bei einer erfolgreichen Wahl wird weißer Rauch (fumata bianca) erzeugt – ein Zeichen, das weltweit große Freude auslöst. Heute wird der Rauch durch spezielle chemische Zusätze farblich deutlich gemacht.
Bedingungen für eine gültige Wahl
Ein Kandidat muss im Konklave eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Kardinäle auf sich vereinen. Ist diese erreicht, wird der Gewählte gefragt: "Acceptasne electionem?" („Nimmst du die Wahl an?“). Wenn er zustimmt, wird er gefragt: "Quo nomine vis vocari?" – „Welchen Namen willst du tragen?“ Der neue Papst bestimmt also unmittelbar seinen Papstnamen.
Die Annahme der Wahl und die neue Rolle
Mit der Annahme der Wahl ist der neue Papst rechtlich im Amt. Der Camerlengo verfasst eine entsprechende Urkunde. Danach ziehen sich alle Kardinäle zurück, und der neue Papst kleidet sich in das bereitgestellte weiße Gewand. Schließlich begibt er sich in die Benediktionsloggia des Petersdoms, wo der Kardinalprotodiakon die berühmten Worte spricht: „Habemus Papam!“ – „Wir haben einen Papst!“
Die erste Ansprache des neuen Papstes
Der neue Papst spendet von der Loggia aus seinen ersten apostolischen Segen "Urbi et Orbi" – der Stadt und dem Erdkreis. Diese erste Rede ist meist kurz, enthält aber oft einen Hinweis auf die Richtung seines Pontifikats. Die Wahl eines Papstnamens gibt dabei erste Hinweise auf seine geistliche Orientierung und mögliche Schwerpunkte seines Pontifikats.
Der Übergang von einem Pontifikat zum nächsten ist ein kraftvoller Ausdruck kirchlicher Kontinuität, gelebter Tradition und spiritueller Erneuerung. Die strengen Rituale und bewährten Abläufe nach dem Tod eines Papstes stellen sicher, dass dieser Übergang würdevoll, geordnet und unter dem Zeichen des Glaubens geschieht. Sie machen deutlich: Der Stuhl Petri ist mehr als ein Amt – er ist Zeichen der Einheit und des Glaubens für über eine Milliarde Katholiken weltweit.
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