Simon Petrus

Petrus in der frühchristlichen Kunst

In der frühchristlichen Kunst der ersten vier Jahrhunderte begegnen uns Petrus immer wieder in den Darstellungen auf Sarkophagen oder in den Malereien der Katakomben.

Dabei sind es insbesondere drei Szenen aus den Petrus-Erzählungen, die für die frühen Christen offenbar von großer Bedeutung gewesen sind: Die Hahnszene, die Verhaftung Petri und das Quellwunder. Während die Hahnszene dem Neuen Testament entnommen ist, stammen die beiden anderen Episoden - nämlich die Verhaftung des Petrus und das sog. Quellwunder - aus der nicht-kanonischen Überlieferung. Beide Erzählungen sind den Acta Petri entnommen, einer apokryphen Schrift, die den Aufenthalt des Petrus in Rom und sein Martyrium zur Zeit des Kaisers Nero erzählt. (vgl. unsere Ausführungen zur Neronischen Christenverfolgung)

Quellwunder des Petrus und Bekehrung der Soldaten, ca. 325 n. Chr., Sarkophag, Arles, Foto: (c) Sebastian Buck

Quellwunder des Petrus und Bekehrung der Soldaten, ca. 325 n. Chr. (Sarkophag, Arles), Foto: (c) Sebastian Buck

Die Hahnszene

Die Szene spielt im NT in zweierlei Hinsicht eine Rolle: Einerseits kündigt Jesus dem Petrus die Verleugnung an.

Mk 14, 30:
Und Jesus spricht zu ihm (Petrus): Wahrlich, ich sage dir, dass du heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, mich dreimal verleugnen wirst

Mt 26, 34:
Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, dass du in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, mich dreimal verleugnen wirst.

Lk, 22, 34:
Er aber sprach: Ich sage dir, Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.

Joh 13, 38:
Jesus antwortet: Dein Leben willst du für mich lassen? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.

Andererseits wird die tatsächliche Verleugnung in allen vier Evangelien detailliert erzählt.

Mk 14, 66 - 72:
Und als Petrus unten im Hof war, kommt eine von den Mägden des Hohenpriesters, und als sie den Petrus sich wärmen sah, blickte sie ihn an und spricht: Auch du warst mit dem Nazarener Jesus. Er aber leugnete und sprach: Ich weiß nicht, verstehe auch nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof. Und als die Magd ihn sah, fing sie wieder an, zu den Dabeistehenden zu sagen: Dieser ist einer von ihnen. Er aber leugnete wieder. Und kurz nachher sagten wieder die Dabeistehenden zu Petrus: Wahrhaftig, du bist einer von ihnen, denn du bist auch ein Galiläer. Er aber fing an, sich zu verfluch und zu schwören: Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet. Und sogleich krähte zum zweiten Mal der Hahn. Und Petrus gedachte des Wortes, wie Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu weinen.


Mt 26, 69 - 75:
Petrus aber saß draußen im Hof; und es trat eine Magd zu ihm und sprach: Auch du warst mit Jesus, dem Galiläer. Er aber leugnete vor allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst. Als er aber in das Torgebäude hinausgegangen war, sah ihn eine andere; und sie spricht zu denen, die dort waren: Auch dieser war mit Jesus, dem Nazoräer. Und wieder leugnete er mit einem Eid: Ich kenne den Menschen nicht! Kurz nachher aber traten die Umstehenden herbei und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, auch du bist einer von ihnen, denn auch deine Sprache verrät dich. Da fing er an, sich zu verwünschen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht! Und gleich darauf krähte der Hahn. Und Petrus gedachte des Wortes Jesu, der gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.


Lk 22, 55 - 62:
Als sie aber mitten im Hof ein Feuer angezündet und sich zusammengesetzt hatten, setzte sich Petrus in ihre Mitte. Es sah ihn aber eine Magd bei dem Feuer sitzen und blickte ihn scharf an und sprach: Auch dieser war mit ihm. Er aber leugnete und sagte: Frau, ich kenne ihn nicht. Und kurz danach sah ihn ein anderer und sprach: Auch du bist einer von ihnen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin's nicht. Und nach Verlauf von etwa einer Stunde behauptete ein anderer und sagte: In Wahrheit, auch dieser war mit ihm, denn er ist auch ein Galiläer. Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. Und sogleich, während er noch redete, krähte ein Hahn. Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an; und Petrus gedachte an das Wort des Herrn, wie er zu ihm sagte: Bevor ein Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.


Joh 18, 15 - 18 / 25 - 27:
Simon Petrus aber folgte Jesus und ein anderer Jünger. Dieser Jünger aber war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in den Hof des Hohenpriesters. Petrus stand an der Tür draußen. Da ging der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und sprach mit der Türhüterin und führte Petrus hinein. Da spricht die Mags, die Türhüterin, zu Petrus: Bist nicht auch du einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sagt: Ich bin's nicht. Es standen aber die Knechte und die Diener da, die ein Kohlenfeuer gemacht hatten, weil es kalt war, und wärmten sich; Petrus aber stand auch bei ihnen und wärmte sich. [...]
Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist nicht auch du einer von seinen Jüngern? Er leugnete und sprach: Ich bin's nicht. Es spricht einer von den Knechten des Hohenpriesters, der ein Verwandter dessen war, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht in dem Garten bei ihm? Da leugnete Petrus wieder; und gleich darauf krähte der Hahn.


Die Gefangennahme des Petrus

Gefangennahme des Petrus (links), Sarkophagfragment, Arles, Foto: (c) Sebastian Buck

Gefangennahme des Petrus (links), Sarkophagfragment, Arles, Foto: © Sebastian Buck


Das Quellwunder

Hahnszene, Gefangennahme und Quellwunder des Petrus, Sarkophag, Arles, Foto: (c) Sebastian Buck

Hahnszene, Gefangennahme und Quellwunder des Petrus, Sarkophag, Arles, Foto: © Sebastian Buck


Der Carcer Mamertinus ist der Ort, an dem das Quellwunder des Petrus stattgefunden haben soll. Er war das römische Staatsgefängnis und befindet sich unweit des Forum.

Die Inschrift auf der Tafel lautet: „Dies ist die Säule, an der Petrus und Paulus, gefesselt, die heiligen Märtyrer Processus und Martinianus, die Wächter der Gefängnisse, zum Glauben an Christus bekehrten, als sie mit dem Wasser dieser Quelle, das auf wundersame Weise floss, getauft wurden.“

Carcer Mamertinus / der Mamertinische Kerker, römisches Staatsgefängnis

Der Carcer Mamertinus, der Ort des Quellwunders, Rom, Foto: © Sebastian Buck




Simon Petrus und Simon Magus in Rom - Ein Magierwettstreit

Der Aufenthalt des Petrus in Rom ist vor allem durch apokryphe Schriften und die Literatur der Kirchenväter bezeugt. Eine reichhaltige Überlieferung schildert neben dem berühmten „Quo Vadis“-Erlebnis noch zahlreiche weitere Episoden aus dem Wirken Petri in Rom zur Zeit des Kaisers Nero. Lebhaft ausgeschmückt wird bei Ambrosius und in den Petrusakten die Auseinandersetzung zwischen dem bereits aus der Apostelgeschichte bekannten Simon Magus und Petrus in Rom geschildert. Die Apostelgeschichte sagt über diesen Mann, er habe in Samarien Zauberei betrieben. Das, was Simon in Samarien tut, wird durch das Verb mageuein ausgedrückt, und daher leitet sich auch der Beiname „Magus“ ab. Simon wird also als einer der Magoi angesehen. Er vollbringt Zauberkünste und verkörpert „die Kraft Gottes, die man die Große nennt“ (Apg 8, 10). In Samarien fand er dadurch viele Anhänger, die seine Zauberkraft bewunderten (Apg 8, 9 - 25).Die Bedrohung, die Simon Magus für das frühe Christentum darstellte, zeigt sich im Wettstreit zwischen Petrus und Simon Magus in Rom, wie er reichhaltig ausgeschmückt im Hegesipp des Ambrosius und in den Petrusakten geschildert wird. Für Eusebius von Cäsarea ist Simon gar die „gewaltige Gegenmacht gegen die großen, gotterleuchteten Apostel“ (Eus. Hist. Eccl. II 14, 1). Auch Irenäus von Lyon geht in seiner Darstellung über die Häresien intensiv auf Simon Magus ein (Iren. Adv. Haer. 23, 1 - 4). Es lässt sich also mit einer gewissen Sicherheit sagen, dass dieser Begegnung zwischen dem Nachfolger Christi und dem Magier zumindest im frühen Christentum eine gewisse Bedeutung beigemessen wurde.Simon Magus war nach seiner Bloßstellung durch Petrus und Johannes in Samarien (Apg 8,18-24) der Überlieferung gemäß nach Rom gegangen. Dort in der Hauptstadt des Heidentums wenden sich ihm die Menschen in Scharen zu. Auch große Teile der noch jungen römischen Christengemeinde verlassen ihren Glauben und eifern Simon nach (Const. Apost. 6, 9, 2). Selbst Kaiser Nero ist den Künsten des Simon verfallen und vertraut ihm. Simon stand gar an der höchsten Stelle unter den Freunden des Kaisers (summum apud eum tenebat amicitiae locum, Heges. p. 183, 20). Er versprach Nero Erfolge im Krieg, die Unterwerfung fremder Völker, ein langes Leben und den Schutz des kaiserlichen Wohlergehens. Für all dies wandte er „verderbliche Künste“ an. Petrus in Rom ist sehr betrübt über die Beliebtheit dieses Boten des Teufels (angelus satanae, Act. Verc. 17 u.ö.).In Rom kommt es zu einem regelrechten Wettstreit darum, wer von beiden die größere göttliche Macht besäße. Als ein junger Mann, ein offenbar beliebter Verwandter des Kaisers, unerwartet stirbt, fordert das Volk, dass man eine Totenauferweckung versuchen solle. Als Autorität auf diesem Gebiet gelten gleichermaßen Simon Magus wie Petrus. Beide werden an das Totenbett herbeigerufen, um eine Auferweckung zu versuchen. Petrus lässt Simon den Vortritt, und dieser beginnt gräuliche Zaubersprüche zu singen und zu murmeln (Heges. 184, 26), bis sich der Kopf des Toten zu bewegen scheint. Das Volk ist schon davon überzeugt, dass Simon den Toten zum Leben erweckt hat und fordert den Tod des Petrus, doch dieser beweist, dass die Bewegung nur ein Schein sei und nicht die Wahrheit, dass sich der Kopf bewegt habe. Er fordert Simon auf, vom Bett zurückzutreten und fortan bewegt sich der Tote nicht mehr. Daraufhin darf Petrus den Versuch der Auferweckung unternehmen, und es gelingt ihm, den Toten durch Worte aufzuwecken.Es ist bezeichnend, dass sowohl Petrus als auch Simon im Hinblick auf Totenerweckung als Autoritäten angesehen werden. Offenbar war in der Außenwahrnehmung Petrus nur ein weiterer umherziehender Magier, wie man sie zuhauf kannte – ebenfalls aus dem Osten kommend und durch magische Künste Wunder vollbringend.Nachdem Petrus gezeigt hat, dass die Künste des Simon wirkungslos sind, verkündet der Magier, dass er in Rom einen Flugversuch unternehmen werde:Der Magier fühlte sich gepeinigt durch den vielgerühmten Erfolg des Apostels. So nahm er sich denn zusammen, ruft alle Macht seiner Zaubergesänge auf, lässt das Volk zu einer Versammlung zusammenkommen, beklagt sich, dass er von beiden Galiläern beleidigt worden sei: er werde die Stadt verlassen, deren Schutz er stets gewährleistet habe. Er setzt einen bestimmten Tag fest, verspricht einen Flug, der ihn in die himmlischen Wohnstätten hinauf führen werde, stehe ihm doch jederzeit der Himmel offen. Am festgesetzten Tag steigt er auf den Kapitolinischen Hügel, wirft sich vom Felsen hinab – und begann zu fliegen. Das Volk geriet in Staunen und zollte ihm Verehrung, indem viele ausriefen, er sei „die Macht Gottes“...(Heges. p. 185, 17)Die Lehren des Simon Magus werden gemeinhin als Grundleger der Gnosis angesehen und als solcher wird er von den christlichen Schriftstellern der ersten Jahrhunderte scharf verurteilt. Dass man sich ihm aber in solch ausführlicher Weise widmet, zeigt einmal mehr, wie nah doch seine mageia der christlichen Lehre war.

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