Dougga /Thugga

Stadtgeschichte

Dougga - KapitolAuf die lange Besiedelung der antiken nordafrikanischen Stadt Dougga, bzw. Thugga weisen bereits Dolmengräber aus der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. hin.

Erstmals erwähnt wird der Ort bei Diodor (XX 57,4 - 58,3) im Zusammenhang mit dem Agathokles-Feldzug gegen Karthago im Jahr 307 v. Chr. Der hier erwähnte Ort Tokai, der mit Thugga gleichgesetzt werden kann, gehörte zum Herrschaftsbereich Karthagos und war offenbar eine größere Siedlung. Archäologische Zeugnisse aus dieser Zeit sind bislang nicht entdeckt worden.

In der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. geriet Thugga unter numidische Herrschaft, und es scheint, als wäre die Stadt zumindest zeitweise eine Residenz der numidischen Herrscher gewesen. Inschriften belegen den Übergang von der numidischen zur neopunischen Verfassung. Aus dieser Zeit stammt auch das Turmmausoleum des Atebas (s. Abb.).

Im Jahr 46 v. Chr. beseitigte Caesar das numidische Reich und richtete eine neu Provinz ein: Africa nova. Thugga gehörte fortan zum Römischen Reich. Die punischen Verwaltungsstrukturen blieben jedoch, ähnlich wie in Mactaris, weiter bestehen. Im Bürgerkrieg zwischen den Caesarmördern und den Caesarianern wurde Thugga zeitweilig zum Sitz eines Provinzstatthalters (Cass. Dio XLIIX 21,1ff.).
Dougga - Turmmausoleum

Die indigene Bevölkerung wurde in der civitas Thugga konstituiert, während römische Neusiedler in einem pagus civium Romanorum Thuggensis organisiert wurden, der zur colonia Karthago gehörte. Die römischen Neubürger machten sich alsbald im Stadtbild bautechnisch deutlich bemerkbar. So wurden in dieser Zeit mehrere Baumaßnahmen umgesetzt: die Pflasterung des Forums (unter Kaiser Tiberius, 36/37 n. Chr.), der Bau des Macellums (unter Kaiser Claudius, 54 n. Chr.) und die Stiftung mehrerer Tempel, die allerdings zum Teil nur aus den Inschriften bekannt und noch nicht eindeutig identifiziert sind. Im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. begann die bauliche Blütezeit der Stadt. Die Masse der archäologischen Zeugnisse stammt, wie es für die nordafrikanischen Ruinenstätten typisch ist, aus dem 2. bis 5. Jahrhundert n. Chr. 

Douga - TempelIn der zeit der severischen Kaiser wurde Thugga municipium Septimium Aurelium liberum (205 n. Chr.), die civitas und der pagus wurden vereint und 261 n. Chr. wurde Thugga zur colonia Licinia Septimia Aurelia Alexandriana erhoben. Ab dem dritten Jahrhundert tauchen auch erste Belege für das Christentum in Thugga auf. Es wurde in dieser Zeit auch Bischofssitz. Der weitere Ausbau der Stadt erfolgte ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. Zahlreiche imposante Bauwerke zeugen vom Reichtum und der Bedeutung dieser nordafrikanischen Stadt: der gut erhaltene Tempel der Minerva, der Kapitolstempel am Forum, der bis heute das Wahrzeichen von Thugga ist, der sogenannte Tempel B, ein in der lokalen Tradition gestalteter Hoftempel, der gewaltige Saturntempel aus dem Jahr 195 n. Chr., der Caelestis-Tempel (s. Abb.), eine Porticus um das Forum, das monumentale Theater, Thermenanlagen sowie Ehrenbögen für die Kaiser Septimius Severus und Severus Alexander.

Dougga - Theater

Dougga Theater

Das Theater der Stadt Dougga.

Das antike Theater von Dougga zeichnet sich nicht nur durch seine beeindruckende Größe, sondern auch durch die feine architektonische Gestaltung aus. Das im 2. Jahrhundert n. Chr. erbaute Theater folgt dem klassischen römischen Baustil und spiegelt die handwerkliche Meisterschaft der damaligen Architekten wider.

Die orchestra, der halbrunde Bereich vor der Bühne, diente traditionell als Raum für Chöre, Tänzer und andere Darbietungen. Die Tribünen, angeordnet in Halbkreisform, bieten einen fantastischen Blick auf die Bühne und sind in verschiedene Sektionen unterteilt. Hier lassen sich noch heute die Spuren von Sitznummern und Hierarchien erkennen, die auf die soziale Struktur der römischen Gesellschaft hinweisen. Ehrengäste und Würdenträger hatten bevorzugte Plätze, während das einfache Volk weiter oben saß.

Die Bühnenfassade, auch als Bühnengebäude bekannt, ist ein weiteres beeindruckendes Merkmal des Theaters. Sie wurde kunstvoll gestaltet, oft mit Nischen für Statuen und Verzierungen. Die Architekten legten nicht nur Wert auf ästhetische Elemente, sondern auch auf eine optimale Schallführung, um eine klare Akustik im gesamten Theater zu gewährleisten.

Der gute Erhaltungszustand des Theaters ermöglicht es den Besuchern, durch die ursprünglichen Sitzreihen zu schlendern, die Bühne zu erkunden und sich in die Atmosphäre vergangener Aufführungen zu versetzen. Das antike Theater von Dougga ist nicht nur ein historisches Monument, sondern auch ein lebendiges Zeugnis für die Kultur und Unterhaltung der römischen Zeit.


Dougga Kapitol Tempel

Das Kapitol von Dougga

Odysseus bei den Sirenen, Mosaik aus Dougga

Odysseus bei den Sirenen - Mosaik aus Dougga

Dieses Mosaik aus dem nordafrikanischen Städtchen Dougga stammt aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. und befindet sich heute im Bardomuseum in Tunis.

Es zeigt in der Bildmitte Odysseus mit vier Gefährten auf einem Schiff. Am rechten Bildrand sind auf einem Inselfelsen drei Sirenen mit Krähenfüßen zu sehen, von denen zwei ein Instrument spielen. 

Im Zentrum des Bildes steht Odysseus aufrecht vor dem Mast des Schiffes, an den er sich hat fesseln lassen. Sein Blick ist auf die Sirenen gerichtet, während die Gefährten von deren Gesang nichts mitbekommen; sie blicken in Fahrtrichtung des Schiffes. 

Odysseus hatte ihre Ohren mit Bienenwachs verschließen lassen, damit sie den betörenden Gesang der Sirenen nicht hörten und womöglich auf die Insel zusteuerten. Odysseus selbst wollte aber unbedingt den Sirenen lauschen. Damit er nicht selbst das Schiff auf die Felseninsel steuerte, hatte er sich an den Mast binden lassen. 

Diese Episode von Odysseus bei den Sirenen erzählt Homer in seiner Odyssee (Homer, Odyssee 12, 37-59).

Mosaikkunst von Dougga

Die Mosaiken von Dougga gehören zu den faszinierendsten künstlerischen Schätzen dieser antiken römischen Stadt in Tunesien. Diese kunstvollen Bodenbeläge repräsentieren nicht nur die handwerkliche Meisterschaft der damaligen Zeit, sondern geben auch einen einzigartigen Einblick in das tägliche Leben, die Mythologie und die Vorstellungswelten der Bewohner von Dougga.

Mosaiken wurden in verschiedenen Gebäuden gefunden, darunter private Residenzen, öffentliche Bäder und Tempel. Eines der beeindruckendsten Beispiele ist sicherlich das sogenannte „Haus der Tiere“. Hier finden sich detailreiche Mosaikdarstellungen von exotischen Tieren, Vögeln und Szenen aus der Jagd. 

Ein weiteres bedeutendes Mosaik befindet sich im „Haus des Trifoliums“, benannt nach einem dreiblättrigen Kleeblattmotiv. Dieses Mosaik zeigt eine exquisite Darstellung der Göttin Venus, umgeben von floralen Mustern und geometrischen Designs. 

Nicht nur die mythologischen und naturbezogenen Darstellungen sind in den Mosaiken von Dougga zu finden. Auch alltägliche Szenen wie Bankette, Musikdarbietungen und sportliche Aktivitäten sind auf einigen Mosaiken verewigt. Diese bieten einen eindrucksvollen Einblick in das soziale und kulturelle Leben der Bewohner von Dougga.

Viele der Mosaiken sind heute im Bardomuseum in Tunis ausgestellt.

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